19März
2014

Die Wohnung (房子)

Unsere Wohnung haben wir - Gott sei Dank - schon im Dezember während meiner letzten Dienstreise hier klar gemacht. Ich möchte gar nicht daran denken, wenn wir bei der ganzen Eingewöhnung hier uns auch noch mit diesem Thema rumschlagen müssten.

Die Wohnung ist schön gelegen an einer der wenigen Grünflächen hier im TEDA und auch verkehrstechnisch praktisch zu unseren Werken hier. 

Vermietet wird die Wohnung von einer älteren chinesischen Dame, die mittlerweile die japanische Staatsangehörigkeit angenommen hat und nun auch vollständig nach Japan verzogen ist. Was auf jeden Fall sehr praktisch ist, da bekanntlich ein guter Vermieter ja ein Vermieter ist, der möglichst weit weg ist. Ohne die Wandlung der Dame zur Japanerin - die hat sogar ihren Namen geändert! - werten und verstehen zu wollen, profitieren wir jetzt doch von dem japanischen Einfluss insofern, dass die elektrischen Anlagen einen annehmbaren Stand haben und die Wohnung im großen und ganzen recht gepflegt ist. 

Zwischen der Vermieterin und uns hat sich noch eine Maklerin gezwängt. Ein junges Mädel namens Ting Ting, die von allen ausländischen Kollegen hier sehr geschätzt wird, da sie diese vor dem Wahnsinn des chinesischen Alltages bewahrt und sich für diese mit Sachen wie Telefon, Strom, Wasser, Internet, Fernsehen, Haushaltshilfe etc. rumschlägt. Uns lässt Ting Ting allerdings mehr oder weniger links liegen, vermutlich da wir ja zu 50% Chinesen sind und dann eh alles selbst organisieren können. Hält sie aber nicht davon ab jeden Monat 35EUR "Vertragsgebühr" zu kassieren.

Zurück zur Wohnung. Wir haben drei Zimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche und zwei Bäder. Nach chinesischer Berechnung haben wir 160qm - da ist aber wohl Aufzug, Treppenhaus, Hauseingang bis wahrscheinlich zu den Pförtnertoiletten alles eingerechnet. 

Wie sich das für 50%ige Chinesen gehört spielt sich das Leben überwiegend in der Küche ab. Der Tisch ist ein wenig klein, wenn ein Familienüberfallkommando einfällt, aber im Alltagsbetrieb absolut ausreichend. Sämtlichen elektrischen Krims-Krams wie Mikrowelle, Reis- und Wasserkocher etc. hat uns die chinesische Japanerin da gelassen. Der Kühlschrank ist klasse - mit extra Gemüsestation - und absolut ausreichend. Blöd ist, dass da eine Gefriertruhe steht, die uns Platz wegnimmt. Aber wer weiß - haben ist ja bekanntlich besser als brauchen. Hab' ich zumindest bei den Badensern so gelernt. Backofen gibt es keinen und unser Geschirrspüler wird sehnsüchtig mit dem Überseecontainer erwartet. Ebenso wie die Kinderstühle für Tom und Nelly.

Das Wohnzimmer ist riesig und verfügt über zwei Highlights. Zum einen gibt es dort eine Sitzecke für eine japanische Teezeremonie, die die Kinder jetzt als Maltisch missbrauchen. Das ganze ist sehr klasse, da sich in die Aussparung in der Mitte der Schrank aus Toms Zimmer einsetzen lässt und dann eine flache Oberfläche entsteht, die als Bett verwendet werden kann. Japaner halt. Auch cool ist das Massageequipment, was die japanische Chinesin uns da gelassen hat - obwohl das für meinen Geschmack ein wenig zu brutal ist. Insbesondere der Rückenmassagegürtel drescht auf einen ein, dass man Angst haben kann innere Verletzungen zu erleiden. Mein Füße sind vermutlich für den Fußmassageapparat zu groß. Auf jeden Fall scheint meine Schwiegermutter an den Appartschaften aber Gefallen zu finden. Schön ist, dass man an den Fernseher einen Computer / Tablet anschließen kann, so dass man wie zu Hause abends Tagesthemen über das Internet schauen kann.

Die drei Schlafzimmer sind leider alle recht voll gestopft. Besonders in den Kinderzimmern sind die großen Betten für die Kinder echt doof. Wir haben jetzt Tom und Nelly in ein Zimmer gestopft und werden das Bett aus dem anderen Zimmer demontieren. Spätestens wenn die Tonnen an Spielsachen mit dem Schiff kommen, werden wir den Platz brauchen. In unserem Schlafzimmer hab' ich schon Platz geschaffen für ein Trimmrad, damit die Kondition nicht vollkommen zusammenbricht hier. Ein Laufband wollte ich dann der Mietpartei unter uns dann doch nicht zumuten - denke die sind mit unseren daueraktiven Kindern schon genug gestraft.

Highlight ist das Badezimmer in unserem Schlafzimmer. Ganz abgesehen davon, dass es extrem praktisch ist, ein Badezimmer im Schlafzimmer drin zu haben, verfügt der Raum auch noch über ein paar spezielle Features. Ein Highlight ist, dass man quasi überall im Raum duschen kann - also auch ausserhalb der Badewanne, da im Boden noch zwei Abflüsse eingelassen sind und es eine freistehende Brause gibt. Natürlich absolut verfürerisch für unseren jüngsten erst mal mit der freistehenden Brause in einem unbewachten Moment alles nass zu spritzen. Daraufhin haben wir den Hahn erstmal mit einem Paketband gesichert. Die Abflüsse hat Hui mittlerweile auch schon abgeklebt, da es beim Anschalten der Dunstabzugshaube in der Küche aus den Abflüssen zu einer sehr störenden Geruchsentwicklung kommt. Muss man nicht verstehen, ist aber so. Tja und dann gibt es noch die Toilettenbrille mit der man sich den Hintern waschen kann. Das Gerät hat zwei Funktionen - eine Hinterwaschfunktion für alle und eine Vorderwaschfunktion nur für die Mädels. Wassertemperatur, Strahldruck lässt sich alles einstellen - es gibt sogar ein Massageprogram. Kommentar Nelly: "Das kitzelt!"