07April
2014

TEDA (泰达)

Der Ort an dem wir jetzt wohnen nennt sich TEDA, was steht für "Tianjin Economic-Technological Development Area". Es handelt sich also um ein ökonomisch-technologisches Entwicklungsgebiet in Tianjin.

Tianjin ist seines Zeichens hinter Beijing, Shanghai und Guangzhou die viertgrößte Stadt Chinas und adminsitrative gesehen eine regierungsmittelbare Stadt - also in etwa vergleichbar mit unseren Stadtstaaten in Deutschland wie Hamburg, Berlin und Bremen. Wir befinden uns 150km östlich von Peking, direkt an der Bohai Bucht zum Gelben Meer hin gelegen. Zu den übrigen Seiten hin, grenzen wir an die Provinz Hebei.

Wenn man also so will wohnen wir jetzt in Hamburg - oder eher im Hamburger Hafen. Denke, dass beschreibt die Lage ganz gut.

Der TEDA wurde 1984 mit Beginn der Reform und Öffnungspolitik gegründet. Das Gebiet liegt rund 40-50km vom Stadtzentrum Tianjin entfernt in unmittelbarer Nähe zum Meer. Zu Beginn der 90iger hat es hier außer Salzwiesen nicht viel gegeben, aber mittlerweile hat sich der TEDA zu einer eigenen Großstadt mit ziviler Infrastruktur wie Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten etc. entwickelt. Da sich hier viele internationale Unternehmen angesiedelt haben - neben SEW gibt es hier aus Deutschland u.a. noch Volkswagen, Continental und Airbus - gibt es auch eine recht gut entwickelte internationale Gemeinschaft.

Glaubt man der Selbsdarstellung der lokalen Adminstration ist der TEDA eines der sich am schnellsten entwickelndsten Wirtschaftszonen in ganz Asien. Kann aber auch wirklich so sein, dass das so ist, da sich auch die ganze Stadt Tianjin wahnsinnig verändert und entwickelt hat. Ich war ja bereits 2002 hier für ein halbes Jahr und man kann wirklich sagen, dass im Innenstadtbereich kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Angeblich hat Tianjin heute ein höheres BIP/Kopf als Peking und Shanghai. Die Fahrräder die damals noch das Stadtbild sehr geprägt haben, sind auf jeden Fall flächendeckend verschwunden. Ob das alles so gut ist, ist natürlich eine andere Frage.

Aufgrund der vielen Langnasen im TEDA bekommt man nahezu alles was man so zum Leben braucht her. Es gibt deutsches Brot, Käse, Kaffee und für teures Geld alles weitere was man so aus der Heimat gewöhnt ist. Es gibt eine Pizzeria von einem echten Italiener und auch ansonsten einige Bars und Malls (=Einkaufszentren) in denen man gut westlich Essen gehen kann. Und es gibt sogar zwei internationale Schulen, die sich aber kein Schwein leisten kann - zumindest wenn der Arbeitgeber die Kosten dafür nicht übernimmt.

Aus meinen Dienstreisen hatte ich den TEDA bisher immer nur als klassisches Industriegebiet wahrgenommen, in dem sich alles ums Geld dreht. Es gibt Leute hier, die hierherkommen um zu arbeiten und viel verdienen (Expats), Leute, die hierherkommen um zu arbeiten und wenig verdienen (Fabrikarbeiter) und Leute, die den Leuten, die hierherkommen zu arbeiten, das Geld aus der Tasche ziehen (Personal in den Bars).

Seit wir aber jetzt seit rund vier Wochen hier leben fällt mir auch auf, dass es hier auch ein recht normal funktionierendes Alltagsleben einer chinesischen Mittelschicht hier gibt. Es gibt kleine nette Straßenrestaurants, Gemüsehändler und Familien, die bei schönen Wetter im Park mit ihren Kindern spielen.