29April
2014

Hangu Aircraft Carrier Themepark (天津滨海航母主题公园)

Am Wochenende waren wir auf einem Kriegsschiff. Genauer gesagt handelte es sich - passend zur aktuellen Ukraine-Krise - um einen alten ausrangierten russischen Flugzeugträger. Und zwar waren wir feierlich eingeladen zur offiziellen Eröffnung der neuen Russischen Straße im Hangu Aircraft Carrier Themepark. Es war der Wahnsinn.

Bei Hangu handelt es sich um ein kleines Kaff hier in der Küstenregion circa 20 Minuten mit dem Auto von dem TEDA entfernt. Wir im TEDA sind administrativ gesehen an einer Ortschaft namens Tanggu aufgehangen. Da sich insbesondere der TEDA in den letzten Jahren prächtig entwickelt hat, hat man sich in Tanggu ein goldenes Näschen verdient. Das wiederum hat man in der Nachbargemeinde Hangu sehr mit Argwohn verfolgt und ist ein bisschen neidisch geworden. Aber der Hangu-Chinese ist nicht dumm und hat sich seine eigene Entwicklungsstrategie zurecht gesponnen. In Hangu setzt man auf den Tourismus. Also hat man im Nichts ein riesige Schwimmbaderlebnis-Landschaft gebaut und eben auch oben erwähnten Themenpark.

Ich hab' keine Ahnung warum, aber der Chinese mag' Kriegssachen. Im Fernsehen gibt es auch immer Berichte über irgendwelches Kriegsgerät und oft sitzt man auch mit Menschen beim Abendessen zusammen, die sich erschreckend gut mit Panzern, Flugzeugen etc. auskennen. Mit steigendem Alkoholkonsum muss man dann auch schonmal aufpassen, dass sich da aus einem friedlichen Abendessen kein neuer Weltkrieg entwickelt und kurzerhand Amerika und dem Westen der Krieg erklärt wird.

Die Einladung zu der Besichtigung kam über eine internationale Fussballmanschaft zustande, die mich schon häufiger eingelanden hatten mitzuspielen. Aber bisher musste ich leider immer passen - oder mir wurde vielmehr seitens meiner Frau eher angeraten zu passen, da ich mich ja schon während der Woche kaum um die Kinder kümmern könnte und dass es am Wochenende doch am besten sei, sich einfach um die Kinder zu kümmern, anstatt Fußball zu spielen. Die Einladung in den Themenpark hatten wir dann aber angenommen und mir war auch sehr wichtig, dass wir daran dann teilnehmen.

Also sind wir am Samstag Morgen um 07:00 Uhr aus dem Haus gestürzt, um im strömenden Regen das Kriegsschiff zu besichtigen und die Eröffnung der russischen Straße dort zu begehen.

Es gab dann viele Möglichkeiten schöne Bilder zu machen:

Familie vor Kriegsschiff

Kinder vor Luftabwehrraketen

Oder einfach ein paar Mittelstreckenraketen, die in der Gegend rumstanden

Das Kriegsschiff war natürlich schon atemberaubend, aber absolut der Hammer war dann die russische Straße. Häuser die russischer aussehen, als Russland das wahrscheinlich je gesehen hat, Russische Spezialitäten hergestellt von chinesischen Wanderarbeitern und als absolutes Highlight junge Damen - wahrscheinlich aus Russland - mit lustiger Kleidung mit den man für umsonst Fotos machen konnte.

 

Krönender Abschluss des Besuches war dann noch die amerikanischen Stuntshow - die zwar thematisch vollkommen nichts zu tun hatte mit dem Kriegsschiff und der russischen Straße aber trotzdem auch sehr besonders war. Es gab Autos, die auf zwei Reifen fahren, springende Motorräder und brennende Menschen und einen ohrenbetäubenden Lärm. Nelly war fix und fertig danach und hat eigentlich die ganze Zeit am Stück geschriehen: "Papa brennt der Mann - ist der jetzt tot?" "Warum schießen die?" "Ich hab' Angst". Tom hat das ganze ein wenig relaxter gesehen - immerhin lagen ja Papierschnipsel auf dem Boden und man konnte die Treppenstufe rauf und runter klettern.

Zusammenfassend war es wieder herrlich absurd. Amerikanische Stuntshow in künstlicher russicher Stadt vor einem Kriegsschiff in der chinesischen Pampa zusammen mit internationaler Fussballmannschaft, wo ich noch nie mitgespielt habe. Aber deswegen zeigt die Kompassnadel ja hier ja auch nach Süden.